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Kaffee Produktionsländer

Ob als Muntermacher am Morgen oder als Genussmittel zwischendurch: Kaffee ist nicht nur das beliebteste Getränk der Deutschen, sondern in unzähligen Kulturen weltweit ein kaum mehr wegzudenkender Begleiter im Alltag mit rekordhaltenden Konsummengen. Längst ist das braune Gold keine Rarität mehr; Spezialitäten wie Café au lait, Espresso und Caffé latte, sind in Supermarkt und Gastronomie in Hülle und Fülle erhältlich. Diese Produktvielfalt trägt nicht nur die Handschrift der fortgeschrittenen Globalisierung, sondern beruht vor allem auf den unzähligen erschlossenen Anbaugebieten in mittlerweile über 70 Produktionsländern.

Kaffee Produktionsländer

Kaffee Produktionsländer ©iStockphoto/TShum

Ursprung des Kaffeeanbaus

Nicht nur die Wiege der Menschheit liegt hier, sondern auch die ihres zum Teil liebsten Getränks: Afrika. Hier wurden die beiden ältesten und bis heute berühmtesten Wildarten der Kaffeegewächse entdeckt-Coffea Arabica und Coffea Robusta. Ursprünglich beheimatet, war Coffea Arabica in den schattigen Wäldern des südwestlichen Hochlandes von Äthiopien und des Boma Plateaus im Sudan, meist in Höhenlagen von mindestens 1.300 bis 1.800m. Die ersten Anbauversuche jedoch, fanden im 15. Jahrhundert in Terrassengärten im Südjemen des fernen Arabiens statt. Wesentlich später, im Jahre 1889, wurde der erheblich kälteempfindlichere und das Flachland bevorzugende Robusta-Kaffee im afrikanischen Kongo entdeckt und erstmals um 1900 auf Java, im heutigen Indonesien, kultiviert.

Weltweite Produktion rund um den Äquator

Was damals mit wenigen Plantagen begann, hat sich über die Jahre zu einem Millionengeschäft im globalen Stil entwickelt und Kaffee zu einem der bedeutendsten Handelsgüter etabliert. Nach wie vor, findet die größte Kaffeeproduktion in Afrika, aber auch in Südamerika, auf einer Fläche von weltweit insgesamt 10,9 Millionen Hektar Land sowohl im kleinbäuerlichen als auch im großflächigen Rahmen, statt. Dabei variieren Produktionsland und Anbaugebiet je nach den artenspezifischen Anforderungen des Plantagengewächses.

Generell ist die Kaffeepflanze sehr sensibel und gedeiht nur unter für sie optimalen klimatischen Bedingungen. Dazu gehören neben einer konstanten Temperatur, eine geschützte Lage vor Sonne und Wind, ebenso wie eine ideale Bodenbeschaffenheit und ausreichender Niederschlag.

Hierbei ergeben sich zwischen Coffea Arabica und Coffea Robusta einige Differenzen, die einen jeweils unterschiedlich beschaffenen Lebensraum der beiden Arten festlegen. Während letztere eher im Flachland beheimatet ist und somit einen Anbau in einer Höhe von maximal 900 Metern zulässt, präferiert Kaffee Arabica Höhenlagen von 400 bis zu 2.100 Metern und ist dabei, mit einem Toleranzbereich von 18-25°C , wesentlich temperaturbeständiger, als die Robusta-Pflanze, welche am besten bei konstanten 26°C gedeiht und dabei eine extrem hohe Luftfeuchtigkeit benötigt. Zu niedrige Temperaturen oder sogar Frost, sind für beide Kaffeesorten schädlich und führen, durch eine Schädigung der Blüten, im schlimmsten Fall zum Verlust der Ernte. Auch bezüglich des Wasserbedarfs, verlangt Robusta-Kaffee deutlich mehr, als sein Artgenosse: Zwischen 1500 und 2000 mm pro qm im Jahr; etwa 1000 mm mehr Niederschlag, als die Arabica-Pflanze-diese mag es lieber etwas trockener. Der Boden ist in beiden Fällen idealerweise von lockerer, durchlässiger und gut belüfteter Beschaffenheit, wobei Kaffee Arabica eher auf eine entsprechende Tiefe und Kaffee Robusta auf einen hohen Humusgehalt Wert legt. Der Schutz vor zu starkem Wind oder zu intensiver Sonneneinstrahlung, ist für beide Pflanzen wichtig; während ersteres zum Abbrechen von Zweigen oder zur Entwurzelung führen kann, sorgt letzteres für Trockenschäden an Knospen und Trieben. Um dies zu vermeiden, dienen separat angepflanzte Hecken und Schattenbäume den empfindlichen Gewächsen als Schutz. Diese teils verschiedenartigen klimatischen Faktoren bedingen den individuellen Geschmack der zubereiteten Bohne; während Coffea Arabica mit seiner fein-säuerlichen bis blumigen Note als besonders hochwertig betrachtet wird, ist Coffea Robusta für sein leicht bitteres, erdiges und raues Aroma bekannt.

Jene optimalen Wachstumsbedingungen, finden beide Sorten nur in einem Ländergürtel rund um den Äquator, zwischen den Wendekreisen des Krebses und des Steinbocks. Dieser wird, wegen seiner hohen Konzentration an Anbaugebieten, auch als „Kaffeegürtel“ bezeichnet. Die hier erschlossenen und bewirtschafteten Anbauregionen lassen sich in drei geografische Zonen unterteilen: Afrika, Südamerika und Asien. Kaffee Arabica wird grundsätzlich in allen Zonen produziert, besonders konzentriert in Südamerika und Zentral-und Ostafrika, darunter in Brasilien, Mexiko, Panama, Guatemala, Bolivien, Venezuela, Peru, Haiti, Kuba, Ruanda und Kenia. Kaffee Robusta dagegen, wird weltweit in geringerem Maße angepflanzt, hauptsächlich in Zentral-und Westafrika sowie Südostasien. Die Erträge der Anbauregionen in Vietnam, Thailand, Madagaskar, Angola und Indonesien machen etwa 30 Prozent der internationalen Kaffeeproduktion aus. Die restlichen 70 Prozent und damit der Großteil aller global produzierten Kaffeemengen, sind dem Kaffee Arabica zuzuschreiben.

Brasilien ist führender Kaffeeproduzent

Insbesondere Ländern, die oberhalb des Äquators liegen, kommt bezüglich der jährlich produzierten Kaffeemengen eine Vormachtstellung zu. Statt nur einer Blütezeit und somit auch nur einer jährlichen Kaffee-Ernte, wird hier oftmals über das gesamte Jahr hinweg produziert und geerntet. Dies rechtfertigt, weshalb die Anbaugebiete der nördlichen Hemisphäre unangefochtene Rekordhalter bezüglich der statistisch ermittelten jährlichen Ernteerträge sind. Hauptproduzent des Rohstoffs, ist mit Abstand Brasilien; hier entstehen, auf 2.615.00 ha Gesamtfläche, 805 kg Kaffeebohnen auf jedem einzelnen Hektar. Damit übernimmt Brasilien etwa 34 Prozent der weltweiten Herstellung von Kaffee Arabica. Auch Kolumbien bekleidet hierbei eine führende Position; trotz deutlich geringerer Gesamtanbaufläche, liegt die Produktion bei beachtlichen 860 kg pro Hektar. Im Vergleich dazu, kann die auf der südlichen Erdhalbkugel gelegene Elfenbeinküste gerade mal 150 kg pro Hektar Land erzielen, bei einer insgesamt recht großen bewirtschafteten Fläche von 1.215.000 ha.

Kaffee als wichtiges (Über-)Lebensmittel

Derartige Produktionsdimensionen, lassen das braune Gold nicht nur zum wichtigen Handelsgut an der Börse, sondern vor allem zu einem erheblichen wirtschaftlichen Faktor für die Anbauländer werden. Diese sind in der Regel Entwicklungs-und Schwellenländer, in welchen Kaffee oftmals das wichtigste Agrarhandelsgut darstellt. Da der Anbau des Plantagengewächses grundsätzlich sehr arbeitsintensiv ist, sichert er in den 76 Produktionsländern Arbeitsplätze für etwa 20-25 Millionen Menschen. Kaffee ist ein typisches Produkt für Subsistenzwirtschaften in Schwellenländern, d.h. Anbau, Verkauf und Erlös dienen nur der Deckung des eigenen Bedarfs und der Ernährung der, in diesen Regionen, oftmals kinderreichen Familien. Die Produktion von Kaffee ist somit für viele Menschen überlebenssichernd und eine Art ökonomischer Motor für wirtschaftlich benachteiligte Regionen. Im Detail hängt die Existenz von etwa 100 Millionen Bürgern weltweit von der hohen Nachfrage nach dem beliebten Getränk und der Herstellung des Rohstoffes ab. Dieser ist, nach Erdöl, der wichtigste internationale Exportrohstoff. Mit ihm erwirtschaften die Produktionsländer die Erlöse, die sie wiederum für den Import von Konsumgütern benötigen. In vier Ländern macht das gefragte Handelsgut ganze 25 Prozent der Exporterlöse aus.

Kaffee wird zu 95 Prozent als Rohware exportiert, nur 5 Prozent werden noch vor der Warenausfuhr zu Röst-oder Instantkaffee verarbeitet. Auch hierbei liegt Brasilien, mit 31.085.628 exportierten Säcken mit jeweils 60 kg Kaffee im Jahre 2013, weit vor sämtlichen anderen Anbauregionen. Indonesien, beispielsweise, exportierte 10.897.078 Säcke des Rohstoffs; El Salvador brachte es gerade mal auf 1.102.743 Säcke. Insgesamt, deckt ein Viertel der gesamten Produktionsmenge den Eigenbedarf der jeweiligen Anbauregion ab, während die restlichen drei Viertel ihren Weg auf den internationalen Markt finden. Hier erzielten sie, vor allem in den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts, Rekorderlöse: Insgesamt 14 Milliarden US-Dollar waren es im Jahre 1986, in der Zeitspanne von 1985-1992, lagen die Gewinne bei 8,5 Milliarden im Jahresdurchschnitt und damit weit über den Erlösen der Konkurrenzprodukte Kakao (2,5 Mrd.) und Tee (1,6 Mrd.).

Aufgrund des wachsenden Angebots und der abnehmenden Nachfrage, ist hierbei allerdings, etwa seit dem Jahr 1993, eine bedrohliche Rückläufigkeit zu beobachten, die alsbald zum erheblichen Preissturz führte. Existenzgefährdend, wird dies insbesondere für die Kleinbauern, die oftmals mit den Exporterlösen kaum noch die Produktionskosten decken können. Die Folgen sind sowohl die Verelendung der Regionen, die wirtschaftlich vom Betreiben der Kaffeeplantagen existieren, als auch eine in vielen Fällen resultierende Landflucht, im Zuge dieser, die Menschen auf der Suche nach Arbeit in die Städte übersiedeln. Die Destabilisierung und das Aussterben ganzer ländlicher Gebiete sind oftmals das traurige Ergebnis.

Mit Fairtrade gegen Kinderarbeit

Eine weitere Schattenseite der Herstellung des Genussmittels, ist in vielen Produktionsländern die, in den Medien nach wie vor brandaktuelle, Kinderarbeit. Trotz dem weltweiten Vorgehen gegen die Ausbeutung von Kindern in Entwicklungs-und Schwellenländern, zählen auch die Kaffeeplantagen in mancherlei Region zu den Orten des Geschehens. Hier werden Kinder, vorausgesetzt sie besitzen die entsprechende Körpergröße, um die Zweige mit den Bohnen zu erreichen, und das nötige Alter, um diese als solche zu erkennen, zur Ernte und auch sonst in allen Bereichen der Kaffeeherstellung eingesetzt. Sowohl das Sammeln, Sortieren und Putzen der Beeren als auch das Einsprühen und Düngen von Sträuchern, gehören zu ihren Tätigkeiten. Oftmals arbeiten sie unter denselben harten Bedingungen wie Erwachsene und sind auf den Plantagen besonders Krankheiten wie Malaria, Grippe und Lungenentzündung sowie einer hohen Unfall-und Verletzungsgefahr ausgesetzt. Zudem tragen viele Kinder bleibende körperliche Schädigungen von der zu stark beanspruchenden Arbeit davon. Zu den betroffenen Regionen zählt allen voran Kenia: Hier sind über 60 Prozent der Kaffeearbeiter im Kindesalter. Ebenso in südamerikanischen Ländern wie Guatemala-ungefähr 30 Prozent der gesamten Kaffee-Ernte werden hier von Kinderhänden verrichtet. Doch auch in Honduras werden minderjährige Arbeiter saisonal eingesetzt; in Tansania gilt dies als eine der schlimmsten Formen von Kinderarbeit. Um dem unbewussten Konsum des auf diese Art und Weise produzierten Kaffees entgegenzuwirken, führen heutzutage viele Lebensmittelgeschäfte, mittels eines Siegels gekennzeichnete, Fairtrade-Produkte, die dem Kaffee-Liebhaber verantwortungsvollen Genuss garantieren.

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