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Wirtschaftliche Bedeutung von Kaffee

Die wirtschaftliche Bedeutung von Kaffee ist enorm, da er weltweit eine der meistgehandelten und konsumierten landwirtschaftlichen Güter ist. Von den Kaffeefarmern über die Lieferkette bis hin zu den Kaffeeproduzenten und -verkäufern trägt die Kaffeeindustrie maßgeblich zur Schaffung von Arbeitsplätzen und zur wirtschaftlichen Entwicklung vieler Länder bei.

Kaffee ist das zweitwertvollste Produkt, welches von Entwicklungsländern in die ganze Welt exportiert wird. Einige Staaten, wie zum Beispiel Osttimor, sind auf diesen Export angewiesen, da es ihr einziger ist. Andere Handelsprodukte, wie zum Beispiel Erdgas (200 Mrd. Dollar), Aluminium (115 Mrd. Dollar), Kupfer (110 Mrd. Dollar), Gold aus Minen (85 Mrd. Dollar), Weizen (30 Mrd. Dollar), Baumwolle (25 Mrd. Dollar), Fleisch (40 Mrd. Dollar), Milch (30 Mrd. Dollar) oder auch Leder (22 Mrd. Dollar) liegen allerdings vor dem Kaffee – hier bringt die Exportmenge rund 20 Mrd. Dollar pro Jahr.

Kaffee

Kaffee ©iStockphoto/Gerd Harder

Weiterhin schwanken die Kaffeepreise recht stark, wie in den letzten Jahrzehnten gut beobachtet werden konnte. Sie fielen von rund 14 Mrd. Dollar im Jahr 1986 auf 4,9 Mrd. US-Dollar ab – dieser historische Tiefststand wurde im Krisenjahr 2001 erreicht. Auf der ganzen Welt sind rund 25 Mio. Menschen im Kaffeeanbau, im Vertrieb und in der Verarbeitung tätig – teilweise in großen Konzernen, teilweise in Familienunternehmen, in denen selbst die Kleinsten mithelfen müssen. Schätzungsweise leben rund 100 Mio. Menschen weltweit von der Kaffeeverarbeitung. Rund 10% des Röstkaffees werden dabei als koffeinfreie Sorten verkauft.

Wirtschaftliche Bedeutung von Kaffee – Die Kaffeeproduktion weltweit

Bisher war Brasilien der größte Kaffeeproduzent der Erde mit einer Menge von rund 1,2 Mio. Tonnen grüner Kaffeebohnen pro Jahr – dies macht rund 28% der gesamten Welternte aus, welche im Jahr 2007 bei etwa 7,8 Tonnen im Jahr lag. Jedoch: Mehr als ein Drittel der Ernte in Brasilien werden selbst im Land konsumiert und gelangen daher nicht in den Export. Die Ernteerträge wurden in den letzten Jahren auch in anderen Ländern optimiert, wie beispielsweise in Honduras, Indien oder Vietnam. Gleichzeitig verzeichneten einige Staaten geringere Erträge, wie unter anderem Angola oder die Elfenbeinküste.

Von der beliebtesten Sorte, dem Arabica-Kaffee existierten im Jahr 2005 rund 10 Mrd. Bei der Sorte Robusta waren es dagegen rund 4 Mrd. Pflanzen. Beide Kaffeesorten stellen rund 98% des global erzeugten Rohkaffees dar. In der Regel stammt dieser aus Staaten wie Uganda, Westafrika, Vietnam, Indonesien, Indien oder auch Brasilien. Überwiegend wird der Arabica-Kaffee in den lateinamerikanischen Ländern sowie in Papua-Neuguinea, Ostafrika und Indien angebaut. Etwa 70% des Kaffees stammen ursprünglich aus kleinen Landbetrieben. Als wichtigste Abnehmer gelten die USA, Frankreich, Deutschland, Italien und Japan.

Gegen Ende des Krisenjahres 2001 stieg der Kaffeepreis wieder leicht an, ab 2004 erhielt der Kaffeemarkt einen richtigen Aufschwung. So wurde im globalen Handel – nach Analysen des Kaffeeexportverbandes International Coffee Organization – beispielsweise im Jahr 2001 ein Tief von rund 41,17 Cent pro Pfund gemessen – im Jahr 2005 waren es dagegen schon 101,44 Cent pro Pfund. Es war nicht nur der gestiegene Konsum, welcher den Markt nach und nach wieder regulierte, sondern auch ein anderer wirtschaftlicher Aspekt: Sekulative Anleger und Hedge-Fonds trieben den Kaffeepreis seit Ende 2004 stetig nach oben. Parallel dazu hat sich auch die Anzahl der Warenterminkontakte klar erhöht.

Fair Trade Kaffee

Bekanntlich bleibt nur ein sehr geringer Anteil des Preises, den der Endverbraucher für den Kaffee im Geschäft bezahlt, im Anbauland – und noch ein kleinerer Teil davon bei den Plantagenarbeitern und Kaffeebauern. Dieser schwierigen Lage, die teilweise sogar ausbeuterisch ist, soll mit sogenanntem Fair Trade-Kaffee entgegengewirkt werden. Zwar führte dies zu einer Neuverteilung in der Wertschöpfungskette, aber gleichzeitig auch zu teureren Preisen für den Endverbraucher.

In Deutschland stellt die Kaffeeindustrie ein Oligopol dar. Es gibt insgesamt sechs Anbieter – darunter auch Aldi und Tchibo – die sich rund 85% des Marktes untereinander aufteilen. Die großen Röstereien in Deutschland konzentrieren sich vor allem auf Norddeutschland, die Industrie boomt in Hamburg und Bremen sehr stark. So ist der Hamburger Hafen nicht nur national, sondern auch international der größte Umschlagplatz für rohen Kaffee. Allein in Bremen befinden sich schon vier der größten Kaffeeröstereien der Bundesrepublik.

Wirtschaftliche Bedeutung von Kaffee – So setzt sich der Kaffeepreis zusammen

Der Kaffeepreis berechnet sich wie folgt:
44,9% entfallen auf Frachtkosten, Steuern und Zoll
23,7% entfallen auf den Einzelhandel
17,1% gehen an die Händler und Röster
8,5% erhalten die Plantagenbesitzer
5,1% entspricht dem Lohn der Arbeiter

Im Zuge des Preisverfalls auf dem Kaffeemarkt sank der Preis im Jahr 2001 auf ein historisches Tief in den vorherigen 50 Jahren. Im Durchschnitt bezahlte man im Krisenjahr für 500 g Kaffee rund 3,25 Euro. Natürlich hatte diese schwierige Phase für die Kaffeeproduzenten auf der ganzen Erde fatale Folge. Wegen des Kaffeesteuergesetzes werden purer Röstkaffee und Waren, die Röstkaffee enthalten, besteuert. Auf den Röstkaffee fällt hier eine Steuer von 2,19 Euro pro Kilo, auf den löslichen Kaffee eine Steuer von 4,78 Euro pro Kilo. In Deutschland liegen die Einnahmen aus der Kaffeesteuer pro Jahr bei rund einer Milliarde Euro.

Internationale Kaffeeabkommen

Prinzipiell richtet sich die Qualitätsrangfolge nach den am meisten verlangen Sorten im Handel. Eine sehr starke Nachfrage besteht beispielsweise bei Colombian Mild Kaffee, der sich durch ein breites Geschmacksspektrum auszeichnet. Die Preisbildung für Kaffee hängt von den folgenden Faktoren ab
– Spezielle Handelsstruktur
– Internationale Handelsabkommen sowie deren Folgen
– Die Preisentwicklung auf dem Weltmarkt
– Produktionsökonomische Qualitätskriterien

Die globale Anbaufläche variiert ständig, was vor allem auf die Schwankungen der Rohstoffpreise für Kaffee zurückzuführen ist. Während man die Anbauflächen in Ländern wie Costa Rica, der Dominikanischen Republik und Honduras stetig vergrößerte, ging sie in Brasilien dagegen leicht zurück. Am meisten wurden die Flächen jedoch in Asien vergrößert, insbesondere auch im Zuge der sehr niedrigen Löhne in Vietnam.

Generell wird in der Kaffeeproduktion mit unterschiedlichen Intensitäten gearbeitet: Während das Minimum bei etwa 1,9 Tonnen pro Hektar in der Subsistenzlandwirtschaft liegt, beträgt die Menge im Halbschattenanbau etwa 1,7 Tonnen pro Hektar. Im Anbau mit Schattenbäumen liegt der Ertrag sogar bei 4,9 Tonnen pro Hektar. Aufgrund einer relativ undurchsichtigen Handels- und Preispolitik stagnierte der Kaffeeanbau in Afrika für eine Weile. In Ländern wie Burundi oder auch Ruanda singen die Erlöse aufgrund der dort herrschenden Bürgerkriege sehr stark zurück – da nutzte auch die neue exportorientierte Agrarpolitik nicht sehr viel.

Volkswirtschaftlich gesehen handelt es sich beim Kaffeeexport um eine recht unelastische Angebotskurve. So kann es geschehen, dass eine langfristige Reaktion auf ein Angebot eine Verzögerung von bis zu acht Jahren mit sich bringt – diese Zeitspanne ist notwendig, um das Ertragsoptimum einer Kaffeeplantage überhaupt erreichen zu können. Frühestens lässt sich die erste Ernte einer neuen Pflanze nach etwa drei bis vier Jahren vornehmen. Weiterhin ist die Nachfrage des Kaffees ebenso unelastisch: Hier spricht man von einer sehr kurzfristigen Preiselastizität bei Kaffee, weil der Konsum überwiegend von den Ess- und Trinkgewohnheiten in den entsprechenden Staaten abhängt. Konkret heißt das: Eine Angebotserhöhung von lediglich 1% würde einen Preisabfall von ganzen 4% verursachen. Damit diese gravierenden Auswirkungen überhaupt reguliert werden können, hat man inzwischen internationale Kaffeeabkommen geschlossen, um den Handel zu optimieren. Ein Beispiel ist das ICA (International Coffee Agreement), welches im Jahr 1963 als erstes seiner Art zwischen Verbraucher- und Erzeugerländern getroffen wurde. Es hatte vor allem das Ziel, die starken Schwankungen des Kaffeepreises auf dem globalen Markt auszugleichen.

Wirtschaftliche Bedeutung von Kaffee – Der weltweite Kaffeeverbrauch

Die meisten Menschen vermuten es vielleicht gar nicht, aber tatsächlich haben die Finnen den weltweit größten Kaffeekonsum. Im Jahr 2003 konsumierte jeder Einwohner in Finnland im Durchschnitt 11 kg Kaffee – dies macht rund 1.754 Tassen im Jahr oder auch 4,8 Tassen am Tag pro Person aus.
Beim Thema Größter Gesamtverbrauch führen jedoch die Vereinigten Staaten: Hier betrug er im Jahr ungefähr 1,22 Tonnen – bei Finnland sind es im Vergleich dazu lediglich 29.301 Tonnen. Rechnet man diese Menge auf die einzelnen Bewohner der USA um, so konsumierte jeder Mensch im Durchschnitt 646 Tassen im Jahr. Das sind rund 4,2 Kilo und damit 1,8 Tassen pro Tag.

In Deutschland ist Kaffee nach wie vor sehr populär – und das wird sich in absehbarer Zeit wohl auch kaum Ändern. So konsumierte jeder Einwohner der Bundesrepublik im Jahr 2003 durchschnittlich 6,6 kg Kaffee. Pro Tag entspricht dies einer Menge von etwa 2,8 Tassen pro Tag und Person. Kaffee ist damit nach wie vor das beliebteste Getränk der Deutschen – es ist sogar beliebter als Bier. Im Hinblick auf die Bundesländer liegt das Saarland ganz vorne: Hier werden pro Tag im Durchschnitt 3,6 Tassen getrunken. Am wenigsten konsumiert dagegen Sachsen: Pro Tag werden hier im Schnitt 2,7 Tassen getrunken.

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