Cold Brew – Kalter Kaffeegenuss
Cold Brew. Kalter Kaffee im Angebot? Das ist tatsächlich der Ernst von immer mehr schicken Cafés, vor allem während dieses heißen Sommers. Aber was hier verkauft wird, ist keinesfalls gebrühter und wieder abgekühlter Kaffee. Es darf auch nicht mit Eiskaffee verwechselt werden. Stattdessen entsteht hierfür aus Kaffeepulver ein höchst anregendes Konzentrat völlig ohne Hitze. Dieses Konzentrat kann für bis zu zwei Wochen im Kühlschrank aufbewahrt werden.
Wer hat den Cold Brew überhaupt bekannt gemacht?
Wie viele heute selbstverständliche Trends gibt es auch den Cold Brew schon einige hundert Jahre. In Japan wird das kalte, lange haltbare Getränk unter dem Namen „Kyoto Kaffee“ seit dem 17. Jahrhundert genossen. Mitgebracht hatten es dorthin Händler aus den Niederlanden. Diese mochten auf ihren Kaffee unterwegs nicht verzichten. Also führten sie eine gute Menge des selbst hergestellten Konzentrats mit sich. So sparten sie sich die Suche nach einer Kochmöglichkeit für Wasser. Gleichzeitig verdarb der Cold Brew nicht, sondern hielt sich ausreichend lang. Es lässt sich also sagen, dass die erfinderischen Kaffeeliebhaber aus der Not eine Tugend machten. Im Laufe der Kaffeegeschichte war heißes Wasser kaum noch eine Mangelware. Der kalte Kaffee geriet in der westlichen Welt beinahe wieder in Vergessenheit. Doch nun erlebt er ein Comeback gleich in mehreren Ländern. Selbstverständlich gehört er inzwischen auch bei großen Kaffeeketten zum Trendangebot. Aber privat muss niemand Cold Brew teuer einkaufen. Wer seinen Lieblingskaffee einmal anders zubereiten möchte, kann dies einzig mit etwas zeitlichem Aufwand zum üblichen Ladenpreis machen.
Wie schwierig ist die Zubereitung von Cold Brew?
Cold Brew lässt sich in der heimischen Küche ganz einfach zubereiten. Die Hauptzutat ist neben Kaffeepulver Zeit. Ohne Hitze dauert es einen halben Tag, das haltbare Konzentrat schmackhaft herzustellen. An Zutaten werden
frisches, ungebrühtes Kaffeepulver,
ein verschließbares Glas,
sauberes kaltes Leitungswasser sowie
eine Filtervorrichtung
benötigt. Geeignete Filtervorrichtungen sind ein herkömmlicher Kaffeefilter, der Stempel eines Kaffeebereiters oder ein feines Sieb. Zum Filtern sind auch andere Materialien denkbar – eben alles, was später Pulverreste komplett aus dem Wasser entfernt. Natürlich sollte es sich um stabile Filter handeln. Wie bei der Zubereitung von gewöhnlichem heißem Kaffee kann der Wassergeschmack den späteren Cold Brew Geschmack beeinflussen. Wer es hier genau nimmt, kann sein Leitungswasser vorher filtern. Dann bleibt es geschmacksneutraler. Wichtig ist das Filtern auf jeden Fall in Gegenden mit sehr kalkhaltigem Wasser. Wer hier unsicher über die Wasserqualität ist, verwendet stattdessen Mineralwasser ohne Kohlensäure. Es löst den Geschmack und das Koffein genau wie Leitungswasser aus dem Pulver. Das ideale Gefäß zur Zubereitung und Aufbewahrung ist ein Glas mit Deckel. Geeignet sind auch Flaschen aus Glas mit Schraubverschluss.
Wie genau wird der Kaffee für Cold Brew verarbeitet?
Zunächst werden am besten frische Kaffeebohnen mittelgrob gemahlen. Ebenso kann bereits gemahlenes, aber noch frisch aromatisches Kaffeepulver verwendet werden. Die beste Mahlstufe lässt sich so beschreiben: Das Kaffeepulver fühlt sich grober als feiner Sand an. Bei zu feiner Mahlstufe würde das Kaffeekonzentrat anschließend eher wie Schlamm aus dem Glas fließen und auch weniger deutlich schmecken. Als schmackhaftes Maß der Mischung aus Wasser und Kaffeepulver gilt: 150 bis 200 Gramm Pulver werden für einen Liter Wasser benötigt. Bei der Auswahl der Kaffeesorte gibt es keine Einschränkungen – es lassen sich bei mittelgrober Mahlung mit jeder Sorte die persönlichen Lieblingsgeschmäcker herstellen. Allerdings lohnt es sich, einen etwas höherwertigen Kaffee zu verwenden. Denn auch in späteren Mischgetränken oder als eiskalte Sommererfrischung gewährleistet dies einen garantiert leckeren Kaffeegeschmack. Weniger geeignet für ein optimales Ergebnis sind Kaffeemischungen. Hier würden die einzelnen Nuancen einfach geschmacklich untergehen. Wegen der langen Haltbarkeit des Cold Brew ist die Verwendung reiner Kaffeesorten lohnenswert. Denn das Aroma bleibt bei dieser Zubereitung beinahe wie frisch von der Rösterei erhalten.
Wie geht es nun mit der Zubereitung von Cold Brew weiter?
Das Kaffeepulver wird in ein ausreichend großes Glas mit Deckel gegeben. Ein solches Glas hat vorzugsweise einen Schüttrand oder eine Ausgießnase. Geeignet sind auch glasierte Gefäße aus Steingut oder Porzellan. In jedem Fall sollte das Gefäß einen passenden, dicht schließenden Deckel haben. Erfüllt ein Glas oder ein Gefäß diese Voraussetzung nicht, kann eine ausreichend große Glasflasche mit Schraubverschluss ebenso gut verwendet werden. Jetzt wird das Kaffeepulver mit kaltem Wasser aufgegossen. Nach einmaligem gründlichem Durchrühren ruht die Mischung für acht bis zwölf Stunden bei Raumtemperatur. Kaffeegenießer lassen den Cold Brew durchaus auch 18 Stunden (bei Verwendung von Mineralwasser) bis 24 Stunden (für ein besonders intensives Konzentrat) ruhen. Während der Ruhezeit wir NICHT umgerührt. Ist die Zeit um, wird das Kaffeepulver aus dem Wasser ausgefiltert. Das gelingt mit einem Kaffeezubereiter mit Stempel (zum Beispiel einer French Press) bereits im ersten Filtergang gründlich. Empfehlenswert ist es, das gewonnene Konzentrat zweimal zu filtern. So ist sichergestellt, dass später beim Genuss des Cold Brew nicht plötzlich unangenehme Pulverpartikel auf der Zunge und zwischen den Zähnen landen.
Wozu soll Cold Brew gut sein?
Mit dem fertigen Konzentrat lassen sich ganz unterschiedliche Kaffeespezialitäten zubereiten. Profis sagen zu Recht: Bei der Verwendung von Cold Brew sind hinsichtlich Menge, Mischung und Geschmacksergänzungen der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Dies sind besonders häufige und beliebte Cold Brew Spezialitäten:
1. Simpler Wachmacher
Ein Teil vom frischen Konzentrat wird mit einem Teil Wasser verdünnt und mit Eiswürfeln zum eiskalten Startpiloten verfeinert. Wer es lieber nicht so kalt, aber auch nicht zu stark mag, ersetzt die Menge Eiswürfel einfach durch einen weiteren Teil Wasser zum Verdünnen.
2. Herbe Sommererfrischung
In ein Cocktail- oder Limonadenglas kommen zuerst wenige Eiswürfel. Diese werden mit Tonic Water aufgefüllt. Eine auch optisch kreative Variante ist es, jetzt sehr langsam die gewünschte Menge Cold Brew einfließen zu lassen (besonders schick über einen umgedrehten Teelöffel über dem Getränkespiegel). Das optische Ergebnis sind mehrfarbige Schichten. Geschmacklich harmonieren Tonic und Kaffee wunderbar miteinander.
3. Spritzig-kalter Sommerdrink
Bei diesem Cold Brew ist etwas Ausprobieren wichtig. Denn als Zugabe bekommt der kalte Kaffee ein paar Spritzer Zitrone. Diese kann den eigentlichen Kaffeegeschmack vorzüglich zur Geltung bringen – oder dominieren. Je fruchtiger eine ursprüngliche Kaffeesorte ist, desto besser ist solcher Cold Brew für den spritzigen Zitrone-Sommerdrink geeignet. Eher florale Nuancen verschwinden leicht hinter der kräftigen mediterranen Fruchtsäure.
4. Heller Cold Brew
Kaffeekenner raten davon ab, Cold Brew mit Kuhmilch zu trinken. Diese – so die Experten – ist zu dominant im Geschmack. Aber dennoch gibt es geeignete Milchsorten. Dazu gehören Nussmilch oder Mandelmilch. Mandelmilch kann flockig beim Eingießen in den kalten Kaffee werden. Auf den Geschmack hat dies jedoch keinen Einfluss.
5. Für Experimentierfreudige: Fetthaltiger Cold Brew
Eines Tages beschloss ein Fitnessfreund, Kohlenhydrate im Kaffee durch Fett zu ersetzen. Die Variante ist gewöhnungsbedürftig, sollte aber der Vollständigkeit halber auch beim Cold Brew vorgestellt werden. Für den sogenannten Bulletproof Coffee werden etwas Butter und etwas Kokosöl vorsichtig erwärmt und flüssig in einen Standmixer gegeben. Nun kommt die gewünschte Menge des kalten Kaffeekonzentrats hinzu. Im Getränkeglas landen einige Eiswürfel. Nun wird die Kaffee-Fett-Mischung direkt auf die Eiswürfel gegossen.
Fazit: Was ist so besonders an Cold Brew?
Durch die Zubereitung ohne Hitzeeinwirkung entsteht ein Kaffeegeschmack, der dem frisch gemahlenen Kaffeepulver am nächsten kommt. Die Zubereitungsart ist beispielsweise für Orte geeignet, an denen es keine Hitzequelle gibt. Dennoch kann dort jeder Kaffeefreund mit Geduld und simplem Zubehör Kaffee zubereiten. Ein Glas oder Becher, Deckel, Filtermöglichkeit, Leitungswasser und Kaffeepulver reichen aus. Wer seinen Cold Brew intensiver mag, kann ihn auch einen ganzen Tag statt 12 Stunden ruhen lassen. Für den anschließenden Genuss kann eine beliebige Menge aus dem Vorratsglas verwendet werden, beispielsweise für Eiskaffee oder kalten Kaffee mit Eiswürfeln. Der Rest des Konzentrats behält für 14 Tage den Geschmack und seine Haltbarkeit.