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Fair-Trade Kaffee

Kaffee: Das sagt das Fairtrade-Siegel aus

In unserer Gesellschaft spielt die zertifizierte Herkunft eines Produkts eine immer größere Rolle. Egal ob es sich um regionale Lebensmittel mit einem Bio-Siegel handelt oder um Produkte, die unter fairen Bedingungen in anderen Ländern hergestellt und zu uns importiert wurden, die Verbraucher wissen die Qualität zu schätzen und sind beim Einkaufen bereit, für die Waren mehr zu zahlen. Ein typisches Produkt, bei dem der faire Handel eine Rolle spielt, sind Kaffeebohnen. Kaffee ist das zweitwichtigste Handelsgut der Welt. Nur Erdöl hat im internationalen Handel eine größere Bedeutung. 2014 wurden weltweit 8,8 Millionen Tonnen Kaffee produziert, davon fast ein Drittel in Brasilien. 380.000 Tonnen wurden in die Bundesrepublik Deutschland importiert. Das zeigt: Wir haben eine große Verantwortung für die Arbeits- und Produktionsbedingungen in der dortigen Landwirtschaft.

Hinter der Kaffeeproduktion steckt eine enorme Wirtschaftskraft. Von den Unsummen, die durch den Verkauf der Bohnen erwirtschaftet werden, sehen die Landbesitzer und die Arbeiter auf den Kaffeeplantagen nicht viel. Das meiste Geld geht an die großen Konzernen, unter deren Label der Kaffee später in den Supermarktregalen steht. Verschiedene Fairtrade-Initiativen haben sich zum Ziel gesetzt, das ändern. Sie setzen sich ein, für eine fairere Verteilung der Gewinne zu sorgen.

Das ist wichtig, weil Kaffee zum Teil starken Preisschwankungen auf dem Weltmarkt unterliegt. Da bedeutet eine große Unsicherheit für die Bauern. Sie können schwer prognostizieren, wie groß der Ertrag ist. Das hängt zum einen davon ab, welche Bohnensorten zu einem bestimmten Zeitpunkt besonders nachgefragt sind. Zum anderen spielt natürlich auch der Ernteerfolge eine Rolle. Wenn beispielsweise extreme Wetterbedingungen zur Folge haben, dass die Kaffeeernte in Brasilien schwach ausfällt, steigt zwar der Marktwert. Doch das kompensiert nicht den Ernteausfall. Die Bauern müssen also stets unter zu möglichst günstigen Konditionen produzieren, damit zumindest einen kleinen Gewinn erwirtschaften. Doch darunter leiden in erster Linie die Arbeiter, die unter schlechten Bedingungen schuften müssen.

Fair-Trade Kaffee

Fair-Trade Kaffee ©iStockphoto/ilkefoto

Diese Fairtrade-Siegel gibt es bei uns

Die Produktion und der Import von Lebensmitteln wie Kaffee kann von verschiedenen Organisationen zertifiziert werden. Die Siegel legen jeweils unterschiedliche Anforderungen und Schwerpunkt fest, die betrachtet werden. Neben den bekannten Siegeln für die Bio-Produktion und den fairen Handel (Fairtrade) gibt es die Rainforest Alliance, die 4C Association und die Stiftung UTZ Certified, die wir Ihnen nun kurz vorstellen.

Das Bio-Siegel tragen Produkte, die nach den Kriterien für die ökologische Landwirtschaft angebaut werden. Wenn ein Kaffeeprodukt dieses Zeichen trägt, ist sichergestellt, dass 95 Prozent des Kaffees den Kriterien entspricht. Außerdem bescheinigt das Siegel, dass die Plantagen nach den Richtlinien der Öko-Verordnung der Europäischen Union bewirtschaftet werden. Das heißt beispielsweise, dass die Pflanzen nicht mir synthetischen Spritzmitteln behandelt werden.

Das Siegel der Rainforest Alliance zeichnet umweltfreundliche Produktionsbedingungen aus. Zertifiziert werden können Produkte, die in den Tropen angebaut werden und bei deren Produktion der Hersteller großen Wert auf den Erhalt des Regenwaldes legt. Die Organisation Rainforest Alliance verbreitet unter den Anbauern entsprechendes Wissen in den für sie relevanten Themengebieten. Das Zertifikat steht allerdings in der Kritik, da die Arbeitsbedingungen und die Löhne der Arbeiter bei der Bewertung nicht berücksichtigt werden.

Die 4C Association ist eine Organisation, die einheitliche Mindeststandards beim Kaffeeanbau schaffen will. Es geht darum, Arbeitsbedingungen und Umweltstandards zu definieren, die bei der Produktion eingehalten werden sollen. Im Gegensatz zu den anderen Initiativen konzentrieren sich die Bestrebungen dieser Organisation ausschließlich darauf, die Kaffee-Branche zu verbessern.

Das Logo der Stiftung UTZ Certified finden wir nicht nur auf Kaffeeprodukten. Auch auf Verpackungen Produkten, die Schokolade oder Tee beinhalten, ist es angebracht. Das Siegel sagt aus, dass der Anbau nachhaltig erfolgt. Geprüft werden die Produzenten sowohl bezüglich der vorliegenden Arbeitsbedingungen als auch bezüglich der Einhaltung des Umweltschutzes.

Das ist das Fairtrade Siegel

Mit Produkten, die das Fairtrade-Logo trugen, wurde 2017 ein Umsatz von 1,5 Millionen Euro erzielt. Das entspricht im Vergleich zum Vorjahr einem Zuwachs von 13 Prozent. Unter den Zertifikaten, die sich zum Ziel gesetzt haben, die Arbeitsbedingungen in den Produktionsländern zu verbessern, ist Fairtrade am meisten verbreitet. Die Organisation Fairtrade Labelling Organizations International verantwortet die Zertifizierung. Produzenten, die die Standards der Organisation einhalten, erhalten eine Mindestvergütung für ihre Waren. Das ist der wichtigste Baustein von Fairtrade. Denn es ist angesichts der schwankenden Marktpreise eine große Erleichterung, die den Bauern Planungssicherheit gibt. Übertreffen die Produzenten diese Standards in bestimmten Bereichen, werden sogar Prämien ausgezahlt.

Mit dem Programm soll insbesondere die Situation von kleinen Bauern verbessert werden. Denn Sie machen einen Großteil der Kaffeeproduktion aus und bilden ein notwendiges Gegengewicht gegen große Konzerne. Fairtrade verfolgt durch seine Kooperation mit den Produzenten für eine Unterstützung in den Bereichen Soziales, Umwelt und Ökonomie. Unter dem Überbegriff Soziales versteht die Organisation, dass sich die Bauern zu einer starken Einheit zusammenschließen und eine Genossenschaft bilden. Sie können gemeinsam entscheiden, welche Projekte sie mit den zusätzlichen Prämien von Fairtrade umsetzen. Es handelt sich um Projekte, die dem Gemeinwohl dienen. Das Thema Umwelt bedeutet, dass die Bauern die notwendige Unterstützung erhalten, um einen biologischen Anbau zu ermöglichen. Damit sie diese anstreben, vergibt Fairtrade zusätzliche Vergütungen für die Waren. Neben der Zahlung eines Mindestpreises fasst die Organisation auch eine mögliche Vorfinanzierung von 60 Prozent des Bedarfs für Gemeinschaftsprojekte (Ökonomie). Außerdem gibt Fairtrade bei Bedarf einen Vorschuss von 60 Prozent auf die zuvor vertraglich festgelegte Abnahmemenge.

Das sind die Standards von Fairtrade

Auch die Standards, die ein Produzent einhalten muss, sind in diese drei Themenbereiche aufgespaltet. Zu ihnen zählt beispielsweise, dass der Produzent geregelte Arbeitsbedingungen bieten muss, dass er keine Kinder beschäftigt und keine Arbeitnehmer oder sonstige Personen, die in die Produktion eingebunden sind diskriminiert (Soziales). Weiterhin fordert die Organisation, dass bei der Produktion die natürlichen Ressourcen geschont werden, keine gefährlichen Pestizide verwenden werden sowie das eingepflanzte Saatgut nicht gentechnisch verändert sein darf (Umwelt). In der Kategorie Ökonomisches wird gefordert, dass der Prozent einen Nachweis über den Waren- und Geldfluss erbringt, sowie dass er transparente Handelsbeziehungen mit seinen Abnehmern pflegt.

Die Zahlung des kostendeckenden Mindestpreises soll die Produzenten erst gar nicht mehr in die Versuchung führen, diese Mechanismen anwenden zu müssen. Sie sollen genug Geld erhalten, um die Produktion nach fairen Bedingungen einhalten zu können.

Aus diesen Gründen steht das Siegel in der Kritik

Die Relevanz der Fairtrade-Zertifizierung nimmt immer weiter zu. Denn die Anzahl der Waren in unseren Supermärkten, die das Siegel tragen, vergrößert sich ebenso wie der Umsatz der Produkte. In der breiten Öffentlichkeit werden die Bemühungen der Organisation positiv angesehen und von vielen Verbrauchern unterstützt. Doch es gibt auch gegenteilige Meinungen. Manch einer hält die angestrebten Ziele zwar für unterstützenswert, hält aber die Art der Umsetzung durch die Organisation für nicht zufriedenstellend. Einige Experten kritisieren, dass die Anstrengungen zum Erhalt der Zertifizierung so umfangreich seien, dass die Förderung durch den Mindestpreis für die Abnahme der Produkte nicht ausreiche. Denn für einen Produzenten ist es mit zum Teil hohen Kosten verbunden, die Standards in die Abläufe der Produktion zu integrieren.

Außerdem sei der formale Zugang zu der Organisation mit vielen Hürden verbunden. Nur besser gestellte Bauern hätten die nötigen Kontakte ins Ausland, um mit der gemeinnützigen Fairtrade-Organisation in Kontakt zu treten und den Prozess der Zertifizierung zu planen und durchzuführen, sagen Kritiker immer wieder. Fairtrade ist dieses Problem durchaus bewusst. Die Einschätzung lautet: Natürlich sei es für kleine Bauern schwer, mit der Organisation in Verbindung zu treten. Aber schon die Vernetzung vor Ort zu einer stärkeren Produzenten-Einheit würde den Betroffenen helfen.

Der Mengenausgleich ist umstritten

In der Kritik steht auch der sogenannte Mengenausgleich. Er funktioniert in etwa so wie das Beziehen von Ökostrom. Dabei zahlt der Verbraucher für den Strom, ohne zu wissen, ob die von ihm genutzte Energie tatsächlich aus regenerativen Quellen stammt. Auf das Beispiel von Fairtrade angewendet heißt das: Ein Produkt kann gegebenenfalls das Fairtrade-Siegel tragen, auch wenn es nicht fair gehandelte Waren beinhaltet. Hier geht es darum, dass ein relevanter Anteil des verkauften Produkts nach den Grundsätzen des fairen Handels vertrieben und zur Weiterverarbeitung verkauft wird. Auf der anderen Seite bedeutet das, dass ein anderes Produkt, das nicht das Fairtrade-Zertifikat trägt, zu einem geringen Teil aus fair gehandelten Zutaten besteht. Der Mengenausgleich führt nicht zu einer Verminderung der zertifizierten Waren, aber er bewirkt eine Verschiebung der Produkte. Das führte in der Vergangenheit dazu, dass große Unternehmen wie Mondelez die Zusammenarbeit mit Fairtrade beendet haben und sich anderen Zertifizierungsverfahren angeschlossen haben.

Wer Fairtrade-Produkte anbaut, garantiert die Einhaltung bestimmter Produktionsbedingungen. Die Ernte selber wird keiner Kontrolle unterzogen. In diesem Zusammenhang scheint der folgende Kritikpunkt möglich zu sein, der regelmäßig geäußert wird. Da die Produzenten ihre Waren nicht exklusiv an Fairtrade verkaufen, sondern auch noch andere Abnehmer für ihre Waren haben, veräußern sie Fairtrade lediglich minderwertige Ware. Schließlich garantiert ihnen der Mindestpreis eine adäquate Bezahlung. Der hochwertige Teil der Ernte, mit dem die Bauern auf dem Weltmarkt eine entsprechend hohe Wertschöpfung erzielen können, geht hingegen in den regulären Verkauf. Damit nutzen die Produzenten eine Schwachstelle im System aus. Deswegen sind auch einige Kaffeeröstereien aus der Kooperation mit Fairtrade ausgestiegen. Sie beziehen nun den Kaffee nun wieder aus anderen Quellen.

Eine Studie belegt nun den Langzeiterfolg von Fairtrade

Grundsätzlich sind die verschiedenen Ansätze von Fairtrade begrüßenswert. Eine Studie, die im Juni 2018 herausgegeben wurde, belegt erstmals die Langzeitwirkung des Einsatzes der Organisation für kleine Produzenten aus der Landwirtschaft. Demnach hat sich die wirtschaftliche Situation der Bauern stabilisiert, die Produzenten haben nun ein erweitertes Fachwissen und erhielten durch die Kooperation mit der Organisation wichtige Impulse für einen umweltschonenden Anbau.

Am Beispiel von peruanischen Kaffeebauern zeigt die Studie, welche positive Wirkung die Fairtrade-Zertifizierung in einem konkreten Fall hat. Aufgrund eines Pilzbefalls an den Kaffeepflanzen erlitten einige Bauern in den Jahren 2012 und 2013 erhebliche Ernteeinbußen und damit finanzielle Rückschläge. Die Auswirkungen hielten auch noch fünf Jahre nach den Zwischenfällen an. Die in der Fairtrade-Organisation vereinigten Bauern haben es allerdings nach einiger Zeit geschafft, diese Krise schrittweise zu überwinden. Andere Bauern, die keiner Vereinigung angehörten, mussten aufgrund der Situation Ihre Tätigkeit einstellen.

Fazit: Darum sollten Sie als Verbaucher Fairtrade unterstützen

Der faire Handel verfolgt ein hohes Ziel. Er will die Produktionsbedingungen für Bauern verbessern. Das wird in den kommenden Jahrzehnten immer mehr an Bedeutung gewinnen. Denn der globale Klimawandel wird dazu führen, dass es immer häufiger zu Ernteeinbußen kommen wird. Die Produzenten brauchen also eine bestimmte Sicherheit, um ihre Tätigkeit weiterhin langfristig ausüben zu können. Das ist auch für uns von zentraler Bedeutung. Mit den Kapazitäten, die wir in Europa vorfinden, können wir nicht Bedarf an landwirtschaftlichen Erzeugnissen nicht decken. Erst recht nicht wenn es um exotische Früchte wie Kaffee oder Kakao geht.

Deswegen sind Bemühungen wie Fairtrade nötig und sollten unbedingt von uns Verbrauchern unterstützt werden. Fairtrade weist zwar an manchen Stellen Schwächen auf, aber es ist immer noch effektiver als den Weltmarkt sich selber zu überlassen. Außerdem kennt die Organisation ihre Schwachpunkte und arbeitet konsequent daran, diese zu beheben. Das funktioniert in einigen Marktsegmenten besser als in anderen.

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